Vom Underdog zum Selfmademan
Die Biografie von Henry Ford
* 30. 07. 1863 — in Dearborn, Michigan
† 07. 04. 1947 — in Dearborn, Michigan
Noch heute gilt Henry Ford vielen Menschen als Vorbild. Ford ist das herausragendste Beispiel eines echten Selfmademan. Geboren als Sohn eines einfachen Bauern, wurde er später reich und berühmt durch seine eigenen Ideen, Anstrengungen und durch seinen außergewöhnlich starken Willen.
Vom Bauernsohn zum Wirtschaftstycoon
Wie war dies überhaupt möglich? Und was unterschied Henry Ford von all den anderen Unternehmern seiner Zeit? Im Folgenden wird eine kurze Biografie sein Leben beleuchten.
Kurzbiografie Henry Ford – Lehrjahre in Detroit
Ford wurde 1863 in Dearborn, Michigan geboren. Seine Familie besaß einen Bauernhof, auf dem der zukünftige Unternehmer seine ersten Lebensjahre verbrachte. Im Alter von 17 Jahren verließ er die Farm als junger Mann und fuhr nach Detroit, um eine Lehre als Maschinist zu beginnen. Im Jahre 1882 beendete Ford die Ausbildung bei Westinghouse Electric Corporation. Man engagierte ihn anschließend für die Sommer-Saison, um die Leistung moderner Dampfmaschinen auf verschiedenen Farmen zu demonstrieren. Die Wintermonate verbrachte Henry mit seinem Vater auf dem Bauernhof, wo sie gemeinsam eine eigene Dampfmaschine entwickelten. (Seine Mutter starb bereits, als er 12 war.)
Während einer dieser Winterperioden, in der er sich wie gewöhnlich dem Bau von Dampfmaschinen widmete traf er seine zukünftige Frau Clara Bryant. Die beiden heirateten im Jahr 1891 und zogen gemeinsam nach Detroit. Dort begann Ford seine Arbeit für die Edison Illuminating Company, um Geld zu verdienen und nebenbei noch mehr über Elektrizität zu lernen. Dank dieser Arbeit und seiner eigenen Nachforschungen in seiner Freizeit gelang es ihm eines Tages, seinen eigenen „Elektrizitätsgezündeten Benzin-Motor“ zu entwickeln.
Automobil und Rennwagen
Am 4. Juni 1896 vollendete Ford die Arbeit an einem vierrädrigen Fahrzeug. Seine Begeisterung und der Erfolg seiner eigenen Konstruktionen ließen Henry Ford glauben, er könne Autos zum Verkauf anbieten. Er war überzeugt davon, dass die Menschen Autos haben wollen, die ihnen bei dem Bewältigen von Entfernungen oder demTransportieren von Gegenständen nützlich sein können und ihnen darüber hinaus das Leben erleichtern. Ford gründete zusammen mit Investoren mehrere Unternehmen zu diesem Zweck, aber diese Firmen wurden alle innerhalb kurzer Zeit wieder aufgelöst. Zeitgleich baute Ford seinen eigenen Rennwagen. Dieser neue Wagen machte Fords Namen schlagartig bekannt.
Die Ford Motor Company
Erneut und damit zum dritten Mal versuchte Ford gemeinsam mit Investoren ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Diesmal endlich erfolgreicher als zuvor: zusammen wurde die Ford Motor Company gegründet. Am 15. Juli 1903 wurde das erste Auto, das „Model A“ von der Ford Motor Company für 850 $ verkauft. Dieser Erfolg gab Henry Ford die Gelegenheit, weiter an seinen Plänen zu arbeiten und das Design seiner Autos zu verbessern.
Model T - besser als die Konkurrenz
Nach mehreren Typen (B, C und F) entwarf Ford das „Model T“ (1908). Dieses Automobil wurde speziell für die Massenproduktion geschaffen und war leicht, schnell und stabil. Bei diesem Typ kam der eigens erfundene Vanadium-Stahl zum Einsatz. Dieses Material machte das Model T viel stabiler und zuverlässiger als alle anderen Autos. Ford ließ den Wagen schwarz lackieren, weil diese Farbe schneller trocknete als andere. Diese Maßnahme half ihm dabei, weitere Zeit in dem Produktionskreislauf einzusparen.
Das Model T wurde überraschend schnell beliebt und verkaufte sich dementsprechend gut.
Der Schlüssel zur optimierten Produktion - das erste Fließband
Aufgrund der starken Nachfrage musste die Ford Motor Company einen zusätzlichen Weg finden, um die Geschwindigkeit der Produktion zu erhöhen. Eine weitere dramatische Innovation war geboren. Im Jahr 1913 fügte Henry Ford die erste motorisierte Fließbandanlage der Welt in die Herstellung ein. Die Karrosserien wurden nacheinander an den einzelnen Produktions-Stationen vorbeibewegt, während Arbeiter die Autoteile hinzufügten. Diese Erfindung sparte deutlich Zeit und verringerte die Herstellungskosten drastisch. Ford war dadurch in der Lage, Autos viel schneller zu produzieren und die Preise entsprechend zu reduzieren. (Der Preis für das erste Automobil betrug noch 850 $ und konnte schließlich auf 300 $ reduziert werden.) Das T-Model wurde fortan für Ford zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. In dem Zeitraum von 1908 bis 1925 fertigte und verkaufte die Ford Motor Company etwa 15 Millionen T-Models.
Das eigene Team stärken und die besten Spieler verpflichten
Anstatt das verdiente Geld ausschließlich zu verwenden, um sich ein Leben in purem Luxus zu erlauben entschied Henry Ford die Löhne zu erhöhen. Dies tat er natürlich auch, um die Produktivität und Qualität seiner Arbeitnehmer zu verbessern. Die Ford Motor Company bot ihren Arbeitnehmern einen Lohn von 5 $ pro Arbeitstag. Dies entsprach dem für die damalige Zeit höchsten Lohn überhaupt in der Automobilindustrie. Außerdem verringerte der Unternehmer die wöchentliche Arbeitszeit seiner Mitarbeiter. Von 6 Tagen à 8 Stunden (48-Stunden-Woche) auf 5 Tage à 8 Stunden (40-Stunden-Woche).
In einem Interview mit Samuel Crowther (damaliger Journalist) kommentierte Henry Ford dies folgendermaßen:
„Wir haben unternehmensweit und über alle Industriezweige hinweg die Fünf-Tage-Woche beschlossen und sofort in Kraft gesetzt. Darüberhinaus gibt es keine Arbeit mehr bei uns am Samstag und auch am Sonntag nicht. Diese werden freie Tage sein. Die Männer aber sollen die gleiche Bezahlung wie für eine volle Sechs-Tage-Woche erhalten. Ein Arbeitstag wird auch weiterhin acht Stunden lang sein. Jedoch ohne Überstunden.“
Weiter heißt es in dem Interview:
„Wir haben aufgehört, im Sinne eines Mindestlohns zu denken. Dieser gehört der Vergangenheit an, bevor wir beschlossen hatten, die höheren Löhne zu zahlen. Mittlerweile erhalten so wenige Menschen den Mindestlohn, dass wir uns diese Mühe nicht mehr machen. Wir versuchen, einem Mann das zu zahlen, was er wert ist. Und wir sind nicht geneigt, einem Mann, der sich nicht „lohnt“, mehr als den Mindestlohn zu bezahlen.“
Diese Verbesserungen dürften Ford den Vorteil gebracht haben, noch mehr talentierte, erfahrene und willige Arbeitskräfte anzuziehen und dadurch noch höhere Umsätze einzufahren. Von den geschickten Mechanikern, die sich in seiner Fabrik versammelten, profitierte er zusätzlich. Ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Ideen steigerten die Produktivität noch weiter und führten gleichzeitig zu einer Senkung der Ausbildungskosten.
Die modernste Fabrik der Welt
Aufgrund der wachsenden Nachfrage der Unternehmen begann man mit dem Bau einer großen industriellen Anlage entlang den Ufern des Flusses Rouge in Dearborn, Michigan. Die Bauarbeiten wurden schließlich im September 1927 abgeschlossen und der resultierende Komplex barg von Stahl-und Automobil-Fließbändern bis zur Glashütte all das in sich, was für die Automobil-Produktion benötigt wurde. Dadurch wurde „Rouge Plant“ zu einer der größten Fabriken überhaupt in der Welt. Die Fabrik verkörperte und perfektionierte Henry Fords Idee von der Massenanfertigung innerhalb der Automobil-Produktion.
Henry Fords Sohn übernimmt das Geschäft – Edsel Ford
Im Jahr 1918 wurde Henry Ford durch den damaligen Präsidenten der USA gebeten, als Demokrat aus Michigan für den Senat der Vereinigten Staaten anzutreten. Seine Kandidatur sollte als Zeichen von Frieden verstanden werden und den vorgeschlagenen Völkerbund stützen. Henry Ford beteiligte daraufhin seinen einzigen Sohn Edsel Ford an der Verwaltung des Unternehmens und übergab ihm den Vorsitz der Ford Motor Company. Die endgültige Entscheidungsmacht und Autorität blieb jedoch zunächst bei Henry Ford. Der Plan war, die Kontrolle über das gesamte Unternehmen zu bewahren und das Alleineigentum der Familie Ford zu stärken und zu verwalten. Henry und Edsel Ford konnten sich jedoch nicht immer einigen und stritten häufig über die Art und Weise wie ihr Geschäft im Detail geführt werden solle.
Der Lebenszyklus eines Produkts – das T-Model geht in Rente
Mitte der Zwanziger Jahre, als sich der Absatz durch das T-Model reduziert hatte, entwickelte Henry Ford mehrere neue Features für dieses Automobil-Model und entwarf einen Kunden-Kredit-Plan um den Absatz anzukurbeln. Bei diesem Plan wurde er von seinem Sohn jedoch nur widerwillig unterstützt.
Edsel stimmte Henry Ford schließlich um und brachte ihn endlich dazu, mit der Schöpfung eines neuen Typs zu beginnen. Edsel Ford war auch verantwortlich für das neue Karosserie-Design und sein Vater Henry für die technische Ausstattung. Diese Gemeinschaftsarbeit führte zu einem neuen, erfolgreichen Fabrikat: Dem „Model A“, das im Dezember 1927 eingeführt wurde und das sich bereits nach 3 Jahren Produktionszeit mehr als 4 Millionen mal verkaufte.
Die letzten Jahre
Die Ford Motor Company spielte darüber hinaus auch eine wichtige Rolle bei dem Sieg der Alliierten im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Zur Unterstützung der Alliierten stieg Henry Fords Company in die Massenproduktion für den Krieg mit ein. Die meisten produzierten Bomber der Alliierten (B-24 Liberator-Bomber) wurden größtenteils in der Ford-Fabrik hergestellt. Zur Produktionssteigerung wurde der sogenannte „Willow Run“ entworfen. (Es wurden 600 Maschinen pro Monat in 24-Stunden-Schichten gefertigt.)
Im Mai 1943 starb Henry Fords einziger Sohn, Edsel Ford. Für eine Weile übernahm Henry Ford wieder den Vorsitz seiner Gesellschaft. Sein hohes Alter und die schwächer werdende Gesundheit zwangen ihn jedoch bald, den Vorsitz im Jahre 1945 an den ältesten Enkel, Henry Ford II, abzugeben. Zwei Jahre später, am 7. April 1947, starb Henry Ford im Alter von 83 Jahren auf seinem Anwesen in Dearborn. Ford wurde anschließend auf dem Ford-Friedhof in Detroit begraben.